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Neubau Dreifachkindergarten St. Gallen

Neubau Dreifachkindergarten St. Gallen

Wettbewerb Neubau Dreifachkindergarten

Idastrasse 
9000 St. Gallen

Bauherr: Stadt St. Gallen
Zeitraum: 2020
Leistungsumfang: Wettbewerb

STRICKLIESEL_Wettbewerb Neubau Iddastrasse 25 – Dreifachkindergarten und Tagesbetreuung

 

 

Das Quartier Rotmonten am südlichen Fuss des Rosenbergs zeichnet sich aufgrund seiner Bebauungsstruktur, seinem Naherholungsgebiet und der guten Anbindung an die Innenstadt als überaus attraktives Wohngebiet aus. Inmitten einer Mischung aus Einfamilienhaussiedlungen und städtischen Wohnbauten, bilden die Parzellen unterhalb des Schulhauses Gerhalden, eine Insel landschaftlicher Besonderheiten. Als wesentliches Charakteristikum ist der offengelegte Tanneichenbach zu nennen. Zusammen mit der Gehölzgruppe, die das tiefe Bachbett umgibt und den Wiesenflächen, bietet der Ort hohes Potential für unterschiedliche Nutzungen und Nutzer. Durch den Spielplatz an der Iddastrasse ist der Ort für die Öffentlichkeit erfahrbar gemacht worden. Unumstritten bietet dieser Aussenraum eine ideale Lernumgebung und Erfahrungswelt für junge Menschen.

Neben der Findung funktionaler, städtebaulicher und räumlicher Lösungen, stehen die aussenräumlichen Qualitäten des Ortes im Vordergrund des Entwurfs. Diesbezüglich wurden der Kindergarten und die Tagesbetreuung in ein gemeinsames, kompaktes Gebäudevolumen zusammengefasst. Das Resultat ist ein grosszügiger und vielfältig nutzbarer Aussenraum. Gleichzeitig führt die Zusammenfassung zu sehr nutzerfreundlichen funktionalen Vorteilen. In seiner Positionierung richtet sich der Baukörper im Südosten nach der gegenüberliegenden Häuserzeile der Iddastrasse. Im Nordwesten schafft er ein Gegenüber zur Turnhalle der Primarschule Gerhalden, wo der Sportplatz nun räumlich gefasst ist. Der Neubau ist somit Bindeglied und erleichtert eine mögliche Entwicklung der Parzelle Iddastrasse 23. Im Nordosten wurde der verringerte Waldabstand von 10 Metern berücksichtigt. Aufgrund des geringen Einsprache Risikos der unmittelbaren Nachbarschaft wird die Realisierbarkeit mittels Sondernutzungsplan als sehr realistisch betrachtet.

Im Erdgeschoss befindet sich der Kindergarten in direktem Bezug zum Aussenraum. Auf kreuz und quer angelegten Wegen findene Kinder ihren Weg zum Eingang zu einer der drei Einheiten. Gruppen von feingliedrigen Erlen erzeugen ein anregendes Licht- und Schattenspiel im Vorbereich der Gruppenräume. Schaukeln und Balanciergeräte verteilen sich auf der Freifläche entlang der Waldgrenze. Im Schulgarten wird den Kindern ökologisches Grundwissen vermittelt. Die terrassiert abgetreppten Lehrgärten stehen allen Kindern des Kindergartens und der Tagesbetreuung zur Verfügung. Die Wildhecke bietet eine unmittelbare Erfahrungswelt von Biodiversität. Gegenüber den Lehrgärten sind zwei Sandspielräume angelegt, um hier Platz zum Spielen, Feiern oder Grillen zu bieten. An dieser Stelle befindet sich ein Zugang zum öffentlichen Spielplatz. Zwei Kastanienbäume bilden das Tor vom unteren zum oberen Gartenbereich. An der Gabelung führt der Wiesenweg über die Geländeböschung bis zum Eingangsbereich des Obergeschosses, wo die Räumlichkeiten der Tagesbetreuung liegen. Die anregenden Aussenräume bieten den Kindern, aber auch den Pädagoginnen und Betreuerinnen alle Zutaten fürs Spielen, Entdecken, Lernen und Experimentieren in einer biodiversen Gartenlandschaft.

Während die Erschliessung des Geländes von der Iddastrasse aus überwiegend über die Wiesenwege organisiert werden kann, ist ein zusätzlicher Zugang des Erdgeschosses am Schubertweg vorgesehen. Neben des Wiesenweges entlang der Waldgrenze ist auch das Obergeschoss direkt über den Schubertweg zugänglich. Besonders den Schülerinnen und Schülern der Primarschule wird dadurch ein sehr direkter Zugang geschaffen. Der grosszügige überdachte Eingangsbereich bietet zugleich Parkmöglichkeiten für Fahrräder und Kickboards. Dieses Erschliessungskonzept dient letztlich der Entflechtung der Nutzerströme, besonders an Tageszeiten mit hoher Frequentierung.

Grosse Höfe brechen das Volumen und sorgen für lichtdurchflutete Innenräume bis ins Erdgeschoss. Hier erhalten die Gruppenräume einen zusätzlichen Bezug zu den Aussenräumen. Wie der Kindergarten, mit seinen grosszügigen Haupt- und Gruppenräumen, ist auch die Kinderbetreuung im Obergeschoss funktional vollkommen autark angelegt. Die innere Erschliessung über das Treppenhaus und den Aufzug generiert dennoch Synergien, besonders bei der gemeinsamen Nutzung einiger Nebenräume. Grosszügige und offene Erschliessungsflächen bieten ausreichend Raum zur Entflechtung und Anordnung der Garderoben der Tagesbetreuung. Die Küche bildet das Herzstück. Die Gruppenräume organisieren sich in unmittelbarer Nähe.

Die Grundrisse beider Geschosse unterliegen einem konstruktiven Grundraster, wodurch die Ausführung eines Holzbaus als naheliegend betrachtet wird. Aussen sowie innen soll die Materialisierung entsprechende der konstruktiven Ehelichkeit einem Holzbau gerecht werden. Der Baustoff Holz soll bei der Gestaltung der Oberflächen thematisiert werden. Auch an der Gebäudehülle bildet sich der Grundraster ab. Geschwungene Fassadenelemente übernehmen dabei eine tragende Funktion. Gleichzeitig unterstützt das pavillonartige Erscheinungsbild die selbstverständliche Integration in den landschaftlich wertvollen Aussenraum. Das feingliedrig «gestrickte» Fassadensystem übersetzt den natürlichen Kontext in eine konstruktive Struktur.